Anfängeralphabet - E F G
Erziehung
Hunde und Katzen sind völlig verschiedene Tiere. Eine Katze kann man nur begrenzt erziehen, und man kann nur begrenzt mit ihr kommunizieren. Katzen sind sehr selbstständig und können auch gut allein sein. Man muss nicht viel Zeit für sie aufbringen. (Das heißt natürlich nicht, dass man sie vernachlässigen soll. Wir haben unsere Katzen sehr geliebt und sie viel gestreichelt und mit ihnen gespielt.)
Ein Hund dagegen ist so auf den Menschen bezogen wie ein Kleinkind. Und er muss auch ebenso erzogen werden. Wenn man einen Hund nicht erzieht, wird man von ihm erzogen oder es passiert gar noch Schlimmeres. Die Folge kann dann eine Maulkorbpflicht sein, oder man muss den Hund wieder abgeben, weil man überfordert ist. Für den Hund bedeutet das: Tierheim. Leider wissen das viele Leute nicht, wenn sie sich einen Hund anschaffen.
Dabei gibt es so viele Erziehungshilfen, wie Bücher, Hundeschulen und Fernsehsendungen.
Hundeerziehung macht aber auch sehr viel Spaß, sowohl dem Menschen als auch dem Hund. Auch das sollte man wissen: wenn man die richtigen Methoden wählt, ist die Erziehung keine Quälerei, sondern oft Spiel. Bei Paula merken wir das daran, dass sie richtig aufgeregt und schwanzwedelnd das nächste Kommando erwartet und es sofort ausführt mit einem Blick, als wollte sie sagen: „Das war doch toll, oder?“
Aber auch, wenn man bestens vorbereitet ist, kann es Situationen geben, wo man überfordert ist, weil auf einmal nichts mehr klappt, was vorher kein Problem war. Wenn plötzlich Probleme auftauchen sollten, die durch Erziehung nicht zu beheben sind, sollte man sich Gedanken über die Ernährung machen oder nach anderen Gründen suchen, die dem Hund vielleicht Stress bereiten.
Das was mir an der Hundeerziehung am meisten Schwierigkeiten bereitet, ist die Geduld, die man beim Üben haben muss - und die Konsequenz, die man an den Tag legen muss. Beides kommt bei mir immer wieder zu kurz. Und deshalb ist Paula auch noch weit davon entfernt, richtig gut erzogen zu sein, obwohl ich mich so viel mit Erziehung beschäftigt habe.
Fehler
Wir haben immer wieder Fehler bei Paulas Erziehung gemacht, wie in den einzelnen Abschnitten des Anfängeralphabets zu lesen ist. Der größte Fehler aber war, aus reiner Wissenschaftsgläubigkeit zu Anfang ausschließlich ein mit „sehr gut“ beurteiltes Trockenfutter zu füttern. Wir dachten, gerade damit könnten wir keine Fehler machen. Paula bekam eine Allergie gegen die Inhaltsstoffe, und das hatte schwerwiegende Folgen.
Ein anderer großer Fehler war, dass wir geglaubt haben, es gäbe eine Art Grundgehorsam „light". „Warum soll ein Hund immer gehorchen? Manche übertreiben es auch. Es reicht doch der Gehorsam für den Hausgebrauch.“ Aber irgendwann haben wir gemerkt: Entweder gehorcht ein Hund oder er gehorcht wann er will. Es gibt keine Zwischenlösung.
(Siehe auch "Aus Erfahrung wird man klug.")
Fellpflege
Wer über die Fellpflege des Großpudels etwas wissen möchte, kann sich bei grosspudel.de darüber informieren. Das was dort steht, sollte man aber wirklich genau lesen und befolgen. Ich habe Paula, als sie noch klein war, zwar regelmäßig gebürstet, aber viel zu oberflächlich, so dass sie einmal am ganzen Körper verfilzte Stellen hatte. Die Friseursitzung war lang und teuer - also weder für Paula noch für mich sehr erfreulich.
Fellpflege beim Pudel ist von Anfang an ist sehr wichtig. Regelmäßiges Striegeln im Welpenalter gewöhnt den Pudel schon indirekt an seinen ersten Friseurbesuch und sorgt auch dafür, dass er sich immer das Anfassen und Untersuchen gefallen lässt, was für den Notfall unerlässlich ist, z. B. beim Zecken- oder Klettenentfernen.
Man sollte ruhig jeden Tag das Fell bürsten, auch wenn es nicht nötig ist. Dann gewöhnt sich der Hund daran, dass man sich ihm immer an allen Körperstellen nähern kann. Paula ließ sich sogar Augensalbe ohne Probleme geben. Die Leckerlidose stand daneben und die Belohnung war verdient.
Dennoch gab es irgendwann Schwierigkeiten.
Paula fing an, nach der Bürste zu schnappen und versuchte, sich der Fellpflege zu entziehen. Zuerst war es noch nicht so schlimm und ich konnte trotzdem weiterbürsten. Aber Paula wurde immer kräftiger. Plötzlich klappte es gar nicht mehr. Wieder war ich hilflos. Ich hatte doch alles richtig gemacht. Ich war böse auf Paula. Das hat die Situation natürlich nicht verbessert. Die Fellpflege wurde zur Tortur für beide. Ich ertappte mich dabei, sie seltener zu bürsten. Sie hat dadurch nur gelernt, dass sie sich dem Bürsten entziehen kann.
Also ging ich in mich, wie schon öfter während Paulas Pubertätsphase. Was machte ich falsch? Vielleicht verstand sie mich nicht? Genauso war es. Wenn sie doch wieder nach der Bürste griff, hielt ich ihr ruhig, aber konsequent die Schnauze zu, bürstete weiter und lobte sie dabei. Schon nach einigen Versuchen schnappte sie nicht mehr nach der Bürste, so dass ich sie jetzt ganz ausgiebig loben konnte. Bald konnten wir das Bürsten wieder beide genießen.
Inzwischen kann ich ihr sogar mit der Schere das Fell schneiden, ohne dass sie sich rührt.
Dass ich Paula selbst frisiere, ist notwendig geworden, weil es hier in der Umgebung leider keine Hundefriseure gibt, die die nötige Erfahrung mit Pudeln haben. Nachdem ich mehrere teure Sitzungen bezahlt hatte und nie mit dem Ergebnis zufrieden war, habe ich es selbst versucht.
Schon beim ersten Mal habe ich es nicht schlechter gemacht als die angebliche Hundefriseurin. Es war zwar keine Glanzleistung, hat aber auch nicht 80 Euro gekostet. Mittlerweile habe ich mir das nötige gute Werkzeug gekauft und bin durch Übung und Erfahrung schon viel besser geworden.
Futter
Welches Futter man seinem Hund antut, muss natürlich jeder selbst entscheiden. Ich würde aber immer dafür plädieren, nicht daran zu sparen. Es gibt kein Billigfutter, das nicht mit allen möglichen sog. tierischen Nebenerzeugnissen und schädlichen Zusatzstoffen hergestellt ist. Dazu kommt noch, dass diese Futtersorten einen großen Anteil an Getreide haben, was nicht jeder Hund vertragen kann.
Es gibt verschiedene Meinungen darüber, ob man Dosen- oder Trockenfutter geben soll, oder ob BARFen das Richtige für den Hund ist. Auch die Anhänger des Selberkochens sind nicht selten.
Ich habe mich für ein gutes Trockenfutter entschieden. Es hat den Vorteil, dass man die gesamte Futterration auf die Spaziergänge mitnehmen kann als Belohnung für gutes Verhalten oder für Such- und Fangspiele. Dabei läuft man nie Gefahr, den Hund zu überfüttern bzw. ihm zuviel minderwertiges Eiweiß zuzuführen, wie es häufig in den Leckerlis enthalten ist.
Futterwiese
Die Futterwiese (siehe Fotos) ist eine künstliche kleine Wiese aus Plastik. Man streut Trockenfutter oder Leckerlis zwischen die "Grashalme", und der Hund muss sich sein Futter erarbeiten. Paula hat ihre Futterwiese schon sehr lange. Sie bekommt jede Mahlzeit daraus, und sie frisst seitdem ihr Futter ganz in Ruhe. Auch wenn es an der Tür klingelt, kann man die Aufregung mit der Futterwiese gut in den Griff bekommen. Einfach ein paar Leckerlis hineinwerfen, und schon kann man die Tür in Ruhe öffnen, bzw. die Post in Empfang nehmen.
Die Futterwiese bekommt man bei pet-pillow.
Freilauf
Für uns gehört zur artgerechten Hundehaltung dazu, dass der Hund frei laufen darf, so oft es geht. Nur im Freilauf kann er mit anderen Hunden richtig Kontakt aufnehmen und spielen und toben. Wer einmal gesehen hat, wie Hunde spielen, der kann sich immer wieder daran erfreuen. Um das zu gewährleisten, braucht man aber Zeit.
Entweder muss man den Hund so erziehen, dass er überall frei laufen kann ohne wegzulaufen und das Rückrufkommando beherrscht. Das braucht extrem viel Zeit und Geduld. (Jetzt können wir es aus eigener Erfahrung sagen.) Oder man muss zumindest die Zeit haben, zu einem eingezäunten Hundeauslaufgebiet zu fahren. Das ist in den meisten Fällen nicht in der Nähe. (Wir hatten in Hamburg das Glück, dass es eins gab.) Das sollte man bedenken, bevor man sich einen Hund anschafft, dem man ein angenehmes Hundeleben bieten will.
Bei Paula kommt dazu, dass sie einen sehr stark ausgeprägten Jagdtrieb hat, d. h. wenn sie eine Spur aufgenommen hat, hört sie überhaupt nicht mehr.
Wir sind inzwischen dabei, sie - an der langen Schleppleine - immer wieder mit kleinen Übungen und Futtersuch- und -fangspielchen von ihrer Spurensuche abzuhalten. Und - man glaubt es kaum - es wird langsam besser. Sie kommt immer öfter in unsere Nähe, statt weiter auf Spurensuche zu gehen. (Siehe auch: Schlachtruf)
Geduld
Geduld ist wohl bei jeder Art von Erziehung angesagt, aber bei der Hundeerziehung ganz besonders. Da ich nicht besonders geduldig bin, muss ich sie besonders üben. Vor allem, wenn auf einmal etwas nicht mehr klappt, was vorher bereits so gut lief. Dann heißt es einfach weiterüben und nicht ungeduldig werden und schon gar nicht wütend oder böse.
Manchmal muss ich auch überlegen, ob ich selbst irgendetwas falsch gemacht habe, oder noch mal genau ins Erziehungsbuch schauen, was man in solchen Fällen macht. Am schlimmsten ist es, mit dem Hund zu schimpfen. Er versteht es gar nicht oder noch schlimmer, ganz anders als es gemeint ist. Die schönste Belohnung für meine Geduld ist, wenn Paula mich anguckt, als ob sie sagen wollte: „Das war doch jetzt richtig?“
Geduld ist auch angesagt, wenn man einen besonders willensstarken Hund hat. Den Pudeln wird eine besondere Willensstärke nachgesagt, was ich nur bestätigen kann.
Paula hatte eine Zeitlang keine Lust, das PLATZ- Kommando zu befolgen. Sie hat es einfach nicht gemacht, hat mich dabei auch noch trotzig angeschaut. Ich habe dann irgendwann aufgegeben. Sieger war diejenige, die mehr Geduld und Durchsetzungsvermögen hatte, in diesem Falle Paula.
Inzwischen befolgt Paula das Kommando meistens schnell und gut. Aber es kommt immer noch vor, dass sie ganz besonders langsam zu Boden geht und mich dabei manchmal ganz schön keck anschaut.
Grundgehorsam
Der Grundgehorsam äußert sich in der Befolgung von grundsätzlichen Kommandos wie SITZ, PLATZ, NEIN, AUS, BLEIB, KOMM etc.. Wenn der Grundgehorsam da ist, muss man nicht mit seinem Hund schimpfen oder böse mit ihm sein. Das habe ich aber erst richtig gemerkt, als Paula in die Pubertät kam und vieles nicht mehr so klappte wie zuvor. Da merkte ich übrigens auch, dass ich einige Kommandos vernachlässigt hatte, weil ich sie nicht brauchte und Paulas Erziehung bis dahin so problemlos gelaufen war.
Ganz besonders wichtig ist es, den Grundgehorsam immer einzufordern, auch wenn man es selbst nicht für nötig oder sinnvoll hält. Der Hund kann nicht unterscheiden, warum er einmal etwas darf und ein anderes Mal nicht. Man sollte alle Kommandos auch ohne Anlass einfach immer wieder zu Hause üben. Es muss nicht immer einen Grund geben, warum der Hund z. B. PLATZ machen soll. Er muss aber wissen, dass das Kommando auf jeden Fall und überall gilt. Leider ist mir diese Einsicht ziemlich spät gekommen.