Anfängeralphabet - M N O P
Mobbing
Mobbing gibt es auch unter Hunden. Dabei sind viele Parallelen zur menschlichen Gesellschaft zu beobachten.
Es werden vor allem ängstliche Hunde gemobbt. Wenn ein Hund anfängt, einen ängstlichen Artgenossen in die Enge zu treiben, machen sofort mehrere andere Hunde mit, so dass es unerfreuliche Ausmaße annimmt und der Gemobbte weder aus noch ein weiß. Auch das Phänomen, dass weibliche Wesen gern ihresgleichen mobben, ist in der Hundegesellschaft zu entdecken.
Mobbing muss man sofort unterbinden, um den Schwachen zu schützen und Schlimmeres zu verhindern. Am besten ist es, den Hund schon als "Halbstarken" möglichst wenig mit anderen "Rüpeln" spielen zu lassen, so dass er sich diese Unarten gar nicht erst angewöhnt. Aber wie immer, wussten wir zu der Zeit nichts davon. Wir fanden es immer toll, dass Paula sich nicht unterkriegen ließ.
Leider gehört Paula auch zu den Hunden, die gern andere mobben. Das gefällt mir natürlich gar nicht, und es ist mir manchmal ganz schön peinlich. Außerdem musste ich erfahren, dass ich mitschuldig daran bin, denn ich habe es versäumt, Paula in ihrer "Rüpelphase" sofort zu zeigen, dass so etwas nicht geht. (Siehe auch: Hundebegegnungen). Außerdem habe ich nicht immer genügend auf die konsequente Umsetzung des Grundgehorsams geachte
Es war nicht einfach, ihr diese Unart wieder abzugewöhnen.
Wenn Paula ein "Mobbingopfer" traf, habe ich das meistens (nicht immer) vorher an ihrer Haltung gemerkt. Manchmal half es dann schon, einen Futterbeutel zu werfen, denn sie apportiert sehr gern - und erst recht, wenn es eine leckere Belohnung gibt.
Dieses Ablenkungsmanöver half aber nicht immer. Z. B. wenn der andere Hund auf Paula zurannte, dann aber den Schwanz einzog und quietschte, als ob er sterben würde. (Ich brauche hier nicht zu beschreiben, welche Reaktionen ich dann noch von Frauchen oder Herrchen bekommen habe.)
Am besten war es immer, ganz schnell weiter zu gehen und sie zu rufen. Sowie sie sich zu uns wandte, warf ich dann den Futterbeutel. Und schon hatten wir wieder gewonnen.
Inzwischen kommt Paula mit, wenn wir einfach weitergehen und sie rufen. (Man hat ja nicht immer den Futterbeutel mit! Aber man sollte es schon eine ganze Weile durchhalten!) Wenn ich merke, dass sie bei einer Hundebegegnung z. B. ihre Pfote auf den Rücken des anderen Hundes legt, hilft ein strenges "Nein" und "Hier", denn wir legen seit langem großen Wert auf den Grundgehorsam und achten in jeder Situation - auch zu Hause - darauf, dass sie unsere Kommandos ernst nimmt.
Am schönsten ist es natürlich, wenn wir an selbstbewussten Hunden vorbeigehen. Da gibt es immer eine kleine Begrüßungspause, manchmal ein Spielchen oder ein Wettrennen. Dann bin ich immer ganz froh. (Siehe auch die Fotos von den "Langen Erlen".)
Aber wir müssen immer wieder mit ängstlichen Hunden rechnen. Dabei ist es am schwierigsten, selbst keine Unsicherheit zu zeigen, sondern fröhlich dafür zu sorgen, dass Paula unsere Gesellschaft vorzieht und ihr auch deutlich klar zu machen, dass es sich so gehört. (Wenn die Mobbinglust mal wieder mit ihr durchgegangen ist, muss sie sofort ins PLATZ und wird ignoriert. Danach geht es einige Minuten an kurzer Leine weiter.) Das kommt Gottseidank nur noch selten vor.
Siehe auch: Jeder Hund ist anders!
NEIN
NEIN ist eins der ersten Kommandos, die ein Welpe meiner Meinung nach lernen sollte. Das ist nicht nur gut für den Teppich und die Möbel, sondern grundsätzlich für das Zusammenleben mit dem Hund. Dabei sollte das NEIN natürlich nicht so oft zu hören sein, dass der Hund es mit seinem Namen verwechselt.(Witz: Fragt der eine Hund den anderen: "Wie heißt Du?" Antwortet der: "Ich weiß nicht genau, ich glaube Nein oder Aus.")
Wenn der Hund NEIN hört, soll er damit verbinden: „Das, was ich jetzt gerade machen will, geht nicht!“ Ein Welpe lernt das Kommando schnell. Man zeigt ihm ein Leckerli, indem man es ihm auf der flachen Hand direkt vor die Nase hält. Will er danach schnappen, schließt man schnell die Hand und sagt NEIN. Das muss man nur ein paar Mal machen, dann nimmt er das Leckerli nicht mehr von der offenen Hand, sondern rückt davon ab. Als Belohnung muss er aber immer ein Leckerli aus der anderen Hand bekommen. Oder man sagt: “Jetzt!“ und gibt ihm dann das Leckerli als Belohnung. Es ist unglaublich, aber wahr. Paula konnte das NEIN ab sofort auf andere Situationen übertragen, z. B. beim Teppich- und Möbelannagen.
Wichtig dabei ist aber, dass man dem Welpen nach dem Nein immer eine Alternative bietet, z. B. ein Spielzeug.
Inzwischen habe ich gemerkt, dass es gar nicht immer das NEIN sein muss. Man kann stattdessen gleich das Alternativkommando geben. Paula war z. B. auf dem Flur immer ganz aufgeregt, wenn ich mich zum Spaziergang fertig machte. Ein einfaches leises „SITZ“ hat das Problem gelöst. Oder ich gab nur das Sichtzeichen. Sie wartet jetzt immer ganz geduldig, bis es soweit ist.
Orientierung
Hunde haben einen sehr guten Orientierungssinn. Das ist gerade für Anfänger gut zu wissen. Läuft der Hund tatsächlich einmal weg und kommt nicht auf unser Rufen, erstmal tief Luft holen und einfach ruhig warten. (Den Rückruf nicht zu oft wiederholen!) In den meisten Fällen kommt er dann nach einer Weile wieder an den Ort, von dem er weggelaufen ist. Deshalb sollte man auch dort auf ihn warten.
Pfiff
Der Pfiff ist ein sogenanntes „Superkommando“. Er soll dazu dienen, den Hund aus kritischen Situationen zum Herankommen zu bringen. Er wird aus diesem Grunde auch seltener angewandt als der normale Rückruf. Denn kritische Situationen gibt es ja Gott sei Dank nicht ständig. Eine sehr gute Gebrauchsanweisung für die Konditionierung auf den Pfiff gibt es in dem Buch von Dorothee Schneider „Hunde einfach erziehen“.
Wir hatten den Pfiff schon in der Hundeschule gelernt, als Paula noch sehr jung war. Leider haben wir ihn zu oft wiederholt, wenn sie nicht gleich gekommen ist. Paula hat ihn schon bald nicht mehr ernst genommen. Wieder so ein Anfängerfehler! Aber das ist jetzt lange her. Wir haben aufs Neue geübt, diesmal richtig und mit einer Superbelohnung.
Nachtrag: Und schon wieder der alte Fehler! Wir haben den Pfiff lange nicht angewandt, weil es nicht nötig war. In wildreichen Gebieten ist Paula sowieso immer an der Schleppleine, und ansonsten hörte sie gut auf die anderen Rückrufkommandos wie: Komm! Zuurück!, und Hier ist die Maus!
Das Ende vom Lied war, dass das "Superkommando" nicht funktionierte, als auch die anderen versagten. Als nämlich plötzlich eine Ente vor uns aufflog, rannte Paula hinterher. Das kennen wir ja schon und verhindern es, wo wir nur können. Leider kam in diesem Fall, als die Ente weggeflogen war - und Paula noch in "voller Fahrt" - ein Radfahrer, der nun stattdessen verfolgt wurde. Gottseidank hielt er an und war verständnisvoll.
Nun wird der Pfiff wieder in unregelmäßigen Abständen mit Superbelohnung in ungefährlichen Situationen geübt. Ich pfeife sogar manchmal zu Hause. Es gibt Pansenleckerlis, Leberwurst oder Lachscreme von Trixie, wenn sie wie der Blitz angeflitzt kommt.
Pfotenschuhe
Streusalz und Pfotenverletzungen sind der Grund dafür, dass Hunde manchmal Pfotenschuhe anziehen müssen - zur Vorbeugung oder über den Verband.
In Freiburg wird leider im Winter immer großzügig gestreut, und Paula hatte schon mehrere Male Pfotenverletzungen.
Ein Problem dabei war der Schuh von Trixie, den wir für draußen über den Verband gezogen haben. Er hat keine drei Tage gehalten, und nach jedem Spaziergang war der Verband durchnässt. Da half nur eine Plastiktüte und ein neuer Schuh darüber. Der Verband blieb jetzt trocken, aber der Schuh hielt wieder nur drei Tage. Und es war jedesmal eine Prozedur.
Ich muss Paula bewundern, dass sie immer alles so brav über sich ergehen ließ. (Die ersten Male hatte ich meinen Mann als Assistenten dabei. Er hat Paula hinter den Ohren gekrault, während ich ihre Pfote behandelt habe. Am Schluss gab es natürlich immer ein großes Lob und ein Leckerli.)
Damit so etwas nicht wieder passieren konnte, haben wir Schuhe von Ruffwear gekauft. Die sind zwar sehr teuer, aber sie sitzen toll, weil es sie in verschiedenen Größen gibt. Paula trägt sie jetzt immer bei Eis und Schnee in der Stadt. Wenn man durch hohen Schnee läuft, dann kommt allerdings von oben Nässe durch. Dafür sind sie aber auch nicht gedacht.
Es ist empfehlenswert, Socken darin zu tragen, da sie sonst scheuern können.
Inzwischen gibt es auch bessere Schuhe von Trixie. Sie heißen: Pfoten-Schutz Walker Care Comfort und sind wesentlich stabiler als die, die wir früher hatten. Aber innen sind sie trotzdem weich und scheuern nicht. Und noch einen Vorteil haben sie: Sie sind längst nicht so teuer! Leider halten sie bei längeren Spaziergängen die Nässe nicht ab.
PLATZ
Die Bedeutung des Kommandos PLATZ ist mir zu Anfang überhaupt nicht klar gewesen. Ich dachte, SITZ reiche vollkommen. Und als eine Zeit kam, da Paula nur sehr schwer dazu zu bewegen war, ins PLATZ zu gehen, gab ich es auf mit ihr zu üben. Warum sollte ich mir die Mühe machen?!
Erst viel später ist mir klar geworden, dass dieses Kommando einem viel Ärger ersparen kann. Das PLATZ bedeutet für den Hund totale Anerkennung des Rudelführers. Es ist also besonders für Gefahrensituationen geeignet. Wer es schafft, seinem Hund PLATZ auf Entfernung beizubringen, ist noch besser dran. So habe ich einen Bericht gelesen, in dem stand, dass ein Hundeführer seinen Hund vor dem Ertrinken gerettet hat, als der hinter einem Ball her aufs Eis gelaufen ist und drohte, in ein Wasserloch zu rennen.
Ebenso kann man dadurch unangenehme Situationen vermeiden. Wenn Paula mal wieder einen Rückfall hat und unbedingt eine ängstliche Hündin in die Enge treiben will, ist das PLATZ-Kommando angesagt. Und zwar mit Nachdruck! Dann wird sie eine Weile ignoriert.
Außerdem ist das Kommando wichtig für Café- und Restaurantbesuche wie eigentlich für Besuche aller Art. Ein ruhig im PLATZ liegender Hund ist überall gern gesehen. Das gilt umso mehr in Cafés, in denen mehrere Hunde anwesend sind. (Wir haben es auch schon erlebt, dass ein Hund frei herumlief und die anderen brav liegenden Hunde belästigte. Da hatten wir bei Paula unsere liebe Not, sie ruhig im PLATZ zu halten. Aber meistens geht es friedlich zu, weil sich alle an die Regel halten.)
Pubertät
Auch Hunde kommen in die Pubertät. Dann müssen sie zeigen, wie selbstständig und groß sie schon sind und dass sie einen eigenen Willen haben. Dann hat man plötzlich das Gefühl, die Einübung des Grundgehorsams war völlig umsonst, denn in kritischen Situationen klappt er nicht mehr.
Mit so einem Verhalten wie in der Pubertät hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte sogar, bei Paula könnten solche Schwierigkeiten gar nicht auftreten, weil sie doch so extrem lieb und ausgeglichen war. (Einige davon waren, wie sich später herausstellte, auch nicht der Pubertät zuzuordnen, sondern einer Nahrungsmittelallergie.)
Die logische Konsequenz aus den Verhaltensschwierigkeiten ist, den Grundgehorsam jetzt besonders zu üben und ihn durchzusetzen. Ich habe die Grundkommandos wieder oft und ohne Ablenkung mit viel Belohnung eingeübt. Und langsam klappte es auch draußen wieder besser. Leider muss ich zugeben, dass ich – wie so oft - ziemlich nachlässig geworden war, nachdem Paula zu Anfang so schnell gelernt hatte.
Neben der konsequenten Befolgung von Kommandos ist in dieser Phase aber auch besondere Zuwendung angesagt. Noch schönere Belohnungen, wenn etwas geklappt hat, viele Spielchen unterwegs und zu Hause. Der Hund muss das Gefühl haben, dass es bei Herrchen oder Frauchen doch am schönsten ist. Ärger oder Schimpfen sind auch hier wieder kontraproduktiv. Leute, die einem in dieser Zeit gegenteilige Ratschläge erteilen, gibt es genug. Man wird total verunsichert, und es ist sehr schwer, die vielen widersprüchlichen Ratschläge zu überhören. Diese Verunsicherung hat Paula sicher auch bei mir bemerkt, was zur Folge hatte, dass sie noch hartnäckiger ihren eigenen Willen durchsetzen wollte.
Pudel (siehe auch "Des Pudels Kern" und "Rasseportrait")
Pudel sind schon lange nicht mehr "Omas Modepüppchen" so wie man sie von früher kennt. Dazu sind sie nur vom Menschen gemacht worden. Heute werden sie von den meisten Haltern wie richtige Hunde behandelt und sehen auch so aus.
Wer ein informatives Rasseportrait des Großpudels sucht, sollte bei grosspudel.de nachlesen.
Es gibt leider im Internet einige Rasseportraits, die diesen Tieren überhaupt nicht gerecht werden. Neulich habe ich gerade eins gelesen, bei dem mir die Haare zu Berge standen.
Dort stand doch tatsächlich, dass Großpudel nicht viel Bewegung brauchen. Auch dass sie geistig gefordert werden müssen, um entspannt und zufrieden zu sein, wurde mit keinem Wort erwähnt.
Es wird oft geschrieben, dass Pudel nicht haaren und deshalb für Allergiker geeignet sind, aber wie intensiv die Fellpflege bei ihnen ist, davon steht nichts da.
Bei vielen Rassebeschreibungen erfährt man ebenfalls nicht, dass gerade Großpudel einen stark ausgeprägten Jagdtrieb haben können, den man frühzeitig in die richtigen Bahnen lenken kann, wenn man es weiß. Leider wussten wir es auch nicht und haben jetzt das Problem, dass Paula am Waldrand nicht ohne Leine laufen darf.