Jeder Hund ist anders

Oktober 2011

Nun ist Paula bald vier Jahre alt, und wir haben immer noch manchmal Schwierigkeiten mit ihr - sowohl an der Leine als auch ohne, weil wir nie ganz genau wissen können, wie eine Hundebegegnung verlaufen wird.  Ihr Verhalten hat sich im Laufe der Zeit zwar stark verbessert, aber wir können uns noch nicht hundertprozentig auf sie verlassen. D. h. wir müssen immer auf der Hut sein. Und die Spaziergänge mit ihr sind nicht völlig entspannt.

Wir haben uns natürlich im Laufe der Zeit viele Gedanken gemacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir als "Rudelführer" noch nicht voll akzeptiert sind.

Es muss doch einen Weg geben, dieses Ziel zu erreichen, ohne dass wir uns total verbiegen müssen. Wir haben so vieles ausprobiert und haben ja auch schon viele Erfolge gehabt. Aber das reicht uns nicht.

 

In letzter Zeit ging mir der Satz, den unsere Agility-Trainerin immer wieder sagt, nicht aus dem Kopf. "Jeder Hund ist anders." Der Satz hört sich banal an, aber was er schon allein für Folgen beim Agility-Training hat, ist enorm. Sie weiß für jeden Hund (und seinen Menschen) den richtigen Weg, ihn zum Erfolg zu führen, und hat so ganz nebenbei auch noch kleine Erziehungstipps, die aber nie allgemeiner Art sind, sondern immer auf den jeweiligen Hund zugeschnitten. 

 

Ich habe mir also die Frage gestellt: Wie ist Paula? Wann ist sie entspannt? Wann befolgt sie meine Kommandos gern? Wann bleibt sie freiwillig bei mir und hängt mir an den Lippen und Augen? Wann akzeptiert sie mich voll?

Die Antwort war ganz einfach: Wenn wir Tricks üben und vorführen! Im Kindergarten macht sie eine Stunde lang brav, was ich sage und auch bei den Senioren ist sie absolut folgsam und hoch motiviert.

Und in den Agility-Stunden führt sie mit Begeisterung meine Kommandos aus (Wenn ich sie denn richtig gebe!)

 

Also machte ich mir folgende Gedanken: Wie kann ich diese Erkenntnis für Spaziergänge nutzen? Wie kann ich es schaffen, dass sie auch in kritischen Situationen bei uns bleibt?

Die Antwort war eigentlich ganz einfach: Ich muss Tricks in die Spaziergänge einbauen und dazwischen einfache Gehorsamsübungen wie "Fuß", "Stop", "Sitz" etc. (Springen, Balancieren und Klettern ist ja leider nur selten möglich.) 

 

Mir fielen schnell einige kleine Übungen ein, die sich mit der Leine machen ließen. Natürlich hatte ich für jede Übung eine Belohnung dabei, und zwar genauso, wie ich es zu Hause mache. Ich verfüttere nämlich ihre halbe Futterration als Belohnungshäppchen. (Bei Trockenfutter geht das sehr gut, und Paula mag es sehr gern!)

Und los ging's mit "Fuß" und "Hand" (links bzw. rechts gehen), "Stop" und "Sitz", "Twist" und "Turn". Und sogar "Home" , "Wave" und "Walk" lassen sich mit Leine gut machen. (Siehe: Tricks und Kunststücke). 

Paula hatte das Gefühl, dass wir Tricks einüben, auch wenn ich das "Fuß"-Kommando gab - Das tat ich natürlich meistens! - und so benahm sie sich auch. Sie war in Bestlaune. Sie hing mir an den Lippen und ging mir nicht von der Seite. Gab es Ablenkungen, musste ich die Stimme etwas fröhlicher klingen lassen, und schon machte sie wieder mit.

Hunde, die uns entgegenkamen, wurden zwar gesehen, manchmal ging der Drive auch dorthin. Aber mit einem fröhlichen "Komm mit!" und  der Futterhand vor ihrer Nase ging es dann ohne Probleme weiter. Gleich die nächste Übung und der Hund war nicht mehr wichtig. Auch an Vorgärten, die normalerweise mit heftigem Leinenziehen nach Katzen abgesucht werden, ging es auf diese Weise vorbei - allerdings mit einer kleinen Verzögerung.

Ohne Leine am Neumagen (Paulas Lieblingsrennstrecke) ging es sogar noch besser. Da boten sich auch noch Übungen wie "Zick-Zack",  "Slalom", "Rolle" und "Kriechen" an. Paula hat sogar das Rennen vergessen. 

 

Nun kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen!

 

Aber wie sagte Konrad Lorenz?

 

Verstanden ist noch lange nicht getan,

Getan ist noch lange nicht beibehalten!

 

Jetzt heißt es durchhalten und nicht wieder nachlässig werden.

                                                   

So sollen unsere Hundebegegnungen schließlich aussehen: friedlich, freundlich und fröhlich - na, wenigstens friedlich.

Hier geht es weiter zum Trainingstagebuch, in dem ich von unseren Erfolgen und Misserfolgen berichte.