Ende gut, alles gut!

 

 

Nun gibt es doch noch einen Nachtrag zum Trainingstagebuch, denn das eigentliche Ziel des Trainings, an allen Hunden in jeder Situaton friedlich vorbeizugehen, war ja noch nicht erreicht. Zunächst war ich mit der Zwischenlösung zufrieden, vor allem wenn ich mich an schlimme Zeiten erinnert habe. Aber es musste noch besser werden.


Meine Methode mit Ablenken, Leckerlis und SITZ funktionierte immer nur, wenn es nicht zu eng wurde. Leider gab es aber fast täglich Situationen, in denen gerade das der Fall war. Ein Beispiel: Am Zebrastreifen, den wir jeden Tag mehrere Male überqueren müssen, kommt es oft vor, dass gegenüber ebenfalls ein Hund wartet. Der wurde ganz genau angeschaut, um nicht zu sagen fixiert. Bei Grün sank mir das Herz schon in die Hose. Leckerlis halfen nicht mehr. Es kam unweigerlich zur Katastrophe. Und das mitten auf dem Überweg. Ich hatte Mühe, den Rest der Straße zu überqueren. Außerdem war es mir sehr peinlich, denn ich habe dabei keine gute Figur gemacht. Auch an anderen engen Stellen, die nicht immer zu vermeiden waren, lief es genauso ab. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, ständig zu hoffen, dass mir solche Situationen erspart blieben.

Durch Zufall entdeckte ich, dass bei uns in der Nähe ein Seminar zum Thema „Hundebegegnungen“ stattfinden sollte. Ich meldete mich an und fand mich unter Leidensgenossen wieder. In diesem Seminar wurden die Hundebegegnungen auf Video aufgenommen und hinterher analysiert. Bei Paula kam eindeutig dabei heraus, dass sie nur auf „Show“ aus war. Sie wollte nicht kämpfen, sondern nur zeigen, wie toll sie ist. Sie brauchte also ein eindeutiges Abbruchsignal. Der Seminarleiter gab ihr das ganz allein durch seine Körperhaltung zu verstehen. Es war wie ein Wunder. Sie ging ohne auch nur ein einziges Mal zu „pöbeln“ an allen anderen Hunden vorbei. Dabei hatten die anderen zum großen Teil dieselben Probleme.

Nur bei mir funktionierte das im Alltag nicht. Da erinnerte ich mich an Martin Rütters Fernsehsendungen. Er benutzt als Abbruchsignal gern eine Wasserdusche.  Also „bewaffnete“ ich mich mit einer leeren Prilflasche, die ich mit Wasser gefüllt hatte. Ich achtete darauf, dass Paula sie nicht mit den Hundebegegnungen in Verbindung brachte. Ich steckte sie in die Jackentasche und holte sie vorsichtig heraus, wenn eine kritische Situation in Sicht kam. So war ich gewappnet und konnte in der Sekunde, in der Paula loslegte, handeln. Sie hörte sofort auf und schüttelte sich das Wasser ab. Der andere Hund war vorbei und die Flasche wieder in der Tasche.

Die Wasserflasche war also in den nächsten Wochen ständig dabei. Und ich hatte Glück. Paula hat sie nie mit der Dusche in Verbindung gebracht. Paulas Verhalten besserte sich sehr bald, so dass ich sie ordentlich loben konnte, wenn wir andere Hunde ohne Probleme passiert hatten. Da habe ich nicht mit Leckerlis gespart.

Dabei fiel mir auf, dass Paula mich jedes Mal, wenn wir "glücklich" an einem anderen Hund vorbei waren, auffordernd angeschaut hat, als wollte sie sagen: " Das war doch gut, oder? Dafür gibt's doch bestimmt eine Belohnung." Das ist übrigens so geblieben, auch wenn es jetzt schon der Normalfall ist. Deshalb gibt es auch nur noch dann eine Belohnung, wenn ich merke, dass es Paula schwer gefallen ist vorbeizugehen. Das merke ich an ihrem langen Hals den sie in Richtung Hund macht.


Ich habe die Dusche übrigens auch benutzt, wenn Paula „nur“ auf die Pöbelei anderer Hunde reagiert hat. Auch das tut sie nun nicht mehr.

Es ist eine Wohltat, bei Hundebegegnungen nicht mehr ständig auf der Hut sein zu müssen.

Endlich sind wir jetzt auch an der Leine ganz entspannt und nicht nur, wie hier, im Freilauf.

Nun konnten wir auch an einer Wanderung mit fast 30 anderen Hunden teilnehmen. Da es durch den Wald ging, waren viele davon  angeleint, nicht nur Paula. Sie hat nicht ein einziges Mal Streit bekommen.

Leider hat es die ganze Zeit (über 3 Stunden!) ununterbrochen geregnet. Deshalb ist dies das einzige Foto geblieben.

Leider, leider, leider muss ich ehrlicherweise doch noch einen weiteren Nachtrag anschließen.

Denn ich bin nun mal wie ich bin. Wieder nicht lange genug durchgehalten!

Irgendwann habe ich die Wasserflasche nicht immer dabei gehabt. Wollte auch nur mal einfach entspannt spazieren gehen und nicht immer erziehen.

Es hat sich das alte Verhalten langsam wieder eingeschlichen.

Fazit: Ich nehme Paula wie sie ist und hoffe auf wenig Stress bei den Spaziergängen.