Aus Erfahrung wird man klug

Aller Anfang ist schwer

 

Gesagt ist noch lange nicht gehört,
gehört ist noch lange nicht verstanden,
verstanden ist noch lange nicht getan,
getan ist noch lange nicht beibehalten.

(Konrad Lorenz)

 

Ob er damit den Menschen oder das Tier gemeint hat, weiß ich nicht. Ich denke, es gilt für beide.

Man möchte es kaum glauben, aber wir haben trotz äußerst intensiver theoretischer Vorbereitung, trotz Hundeschulbesuchs und trotz bester Vorsätze sehr viele Erziehungsfehler bei Paula gemacht.

Wir führen das einerseits darauf zurück, dass es beim ersten Hund so viele Herausforderungen gibt, zu viele "Baustellen" auf einmal, andererseits aber auch darauf, dass wir eine sehr eigenwillige und intelligente Hündin haben.

Ein weiteres Handicap war natürlich Paulas ernährungsbedingte Hyperaktivität, die in ihre Pubertätsphase fiel, womit wir völlig überfordert und verunsichert waren. Das soll aber keine Entschuldigung für unsere Fehler sein.

 

Bevor ich sie alle aufzähle, möchte ich auf den größten Fehler hinweisen, den ich immer wieder gemacht habe. Ich habe nämlich viel zu schnell aufgegeben, wenn irgend etwas nicht schnell genug geklappt hat. Dann habe ich an der Methode gezweifelt oder gedacht, dass Paula zu eigensinnig ist, um ihr bestimmte Dinge beizubringen.

Inzwischen habe ich gelernt, dass nur konsequentes Üben und häufige Wiederholungen zum Erfolg führen.

 

 

Erster großer Fehler: - den Grundgehorsam nicht ernst genug genommen.

 

Folge: -  Paula hat sich viel zu oft selbstständig gemacht. Das haben wir ihr

              immer noch nicht ganz wieder abgewöhnt.

 

Daraus gelernt: -   Gehorsam "light" gibt es nicht. Man kann einen Hund

                              nicht "ein bisschen" erziehen.

 

 

Zweiter großer Fehler: - viel zu oft gerufen, wenn Paula sich entfernt hatte.

 

Folge: -  Sie kam erst recht nicht, weil sie wusste, wir waren in ihrer Nähe,

              und sie konnte sich sicher fühlen.

 

Daraus gelernt: - nur einmal rufen. Abwarten! Wenn sie dann wirklich 

                             nicht kommen sollte, nach einer Weile noch einmal

                             rufen. Dann nicht mehr! - Sie wird kommen!!!

                             Außerdem sollte man sich schon beim Welpen selbst mal

                             entfernen und verstecken. Der Hund soll wissen, dass er

                             immer aufmerksam sein muss.

 

 

Dritter großer Fehler: -  hinter ihr hergelaufen, wenn sie nicht kommen

                                       wollte.

 

Folge: -  Paula hat es als Verfolgungsspiel angesehen, was sie natürlich

              gewonnen hat.

 

Daraus gelernt: - in die entgegengesetzte Richtung weggehen. Der

                             Hund sucht sein Rudel.

 

 

Vierter großer Fehler: - inkonsequent gewesen!!!!!

 

Folge: - Paula hat gelernt: "Wenn ich mich nur hartnäckig genug weigere,

             kann ich meinen Willen durchsetzen."

 

Daraus gelernt:  - Wenn einer hier seinen Willen durchsetzt, dann bin

                              ich  es. Man muss nur lange genug abwarten und

                              den inneren festen Willen haben.

 

 

Fünfter großer Fehler: -  zu wenig Beschäftigung mit dem Hund! Wir dach-

                                          ten, ausgedehnte Spaziergänge reichen aus.

 

Folge:- Paula war nicht ausgeglichen, sie war ausgeruht. Auf

            Spaziergängen suchte sie sich oft eine eigene Beschäftigung und

            nicht unsere Gesellschaft.

 

Daraus gelernt: - Intelligente und große Hunde brauchen sowohl

                             körperliche als auch geistige Auslastung. Außerdem

                             wird dadurch die Bindung zwischen Hund und Mensch

                             unglaublich gestärkt.

 

Sechster großer Fehler: - an der Leine grundsätzlich Kontakt zu anderen

                                         Hunden zugelassen.

 

Folge: - irgendwann kamen wir mal an den "Falschen". Paula hat negative

             Erfahrungen gemacht. Sie bekam Stress an der Leine bei Begeg-

             nungen mit anderen Hunden. Ihr diese sogenannte "Leinenaggres-

             sion" wieder abzugewöhnen, ist äußerst schwierig.

 

Daraus gelernt: - An der Leine grundsätzlich keine Kontakte zulassen,

                             es sei denn, die Hunde kennen sich.

 

Was wir richtig gemacht haben, ist im Anfängeralphabet zu lesen. Ich muss es hier nicht wiederholen.

Unsere Anfängerfehler konnten wir im Laufe der Zeit ganz gut wieder ausbügeln.

Aber erst seit ich mit Paula Tricks und Kunststückchen einübe und wir auf Spaziergängen immer Übungen und Spiele mit ihr machen,  ist sie ein richtig ausgeglichener Hund. Auch das Agility-Training hat einen großen Teil dazu beigetragen.

Sie ist noch schmusiger und anschmiegsamer und - was mich unglaublich freut - auch viel gehorsamer geworden.

Am meisten freut mich aber, dass sie alle Übungen, auch reine Gehorsamsübungen, mit unglaublicher Begeisterung macht, und kein Ende finden kann.

Ich hoffe, dass ihre neue Arbeit als Besuchshund noch weiter dazu beiträgt, ein gutes Team aus uns zu machen.